19.07-9.08.2009
"Kunst im Kurpark"
Malente-Gremsmühlen, Germany
Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag
Von Bernd Schröder
Unter dem Motto "Bewegung" steht die vierte Auflage von "Kunst im Kurpark". Die dreiwöchige Schau wird am Sonntag, 19. Juli, um 11.33 Uhr eröffnet.
Bewegung lautet das Motto von Kunst im Kurpark, das (von links) Herlich Marie Todsen-Reese, Kurdirektor Georg Kurz und Julia Freese organisieren. Foto: Schröder
29 Künstler aus Deutschland und dem benachbarten Ausland zeigen ihre Objekte sowie Workshops und Performances. Glaubt man Julia Freese, wird mit dem gewählten Motto "Bewegung" nicht zu viel versprochen: So werde Christoph-Klaus Zernia bei Kunst im Kurpark (Kik) beispielsweise "30 Parkstühle fliegen lassen". Außerdem wird es der Steganlage im Kurpark an den Kragen gehen.
"Wir zerlegen den Steg", kündigte Freese an. Das ist kein Problem, weil die Anlage ohnehin so marode ist, dass die Gemeinde sie vor einiger Zeit aus Sicherheitsgründen gesperrt hat. Sogar von höchster Stelle sei die Aktion gebilligt worden, berichtete Julia Freese. "Die Denkmalpflege war ganz begeistert von der Idee, die Stegbohlen zu Kunst zu verarbeiten, um daraus einen neuen Steg zu finanzieren", berichtete Julia Freese. Bei der Aktion sollen Künstler und Besucher zusammenarbeiten.
Die "Heuschrecke" wird zum Leben erwachen
Die Vorsitzende der "Freunde des Kurparks" ist gemeinsam mit Herlich Marie Todsen-Reese und der Kurverwaltung KiK-Veranstalter. Viola F. Ording ist für die Organisation zuständig, Bis zum 9. August zeigen die Künstler ihre Installationen, Skulpturen, Gemälde, Grafiken, Fotografien und andere Kunstobjekte.
Silvio Ukats "Heuschrecke" wird unter den Augen der Besucher zum Leben erwachen. Karin Friedrichs schwebende Figuren in leuchtenden Farben, die "Neuen Wilden" in Form von gehörnten Kugeln von Paule Dagonic Payo sowie ein farbenfrohes Windspiel von Sigrid Lachmund bekommen ihren Platz hoch oben in den Bäumen. "Figurinen" von Rosa-Therese Harter scheinen im Kurpark spazieren zu gehen. In bewegtem Zustand befinden sich die vielen kleinen orangefarbenen Dreiecke der Künstlerin Sylwia Jankowski, die zusammen als Quadrat dicht über der Wiese schweben.
Ein Windspiel aus roten Flügeln
Geometrisch geht es auch bei Claus Wettermann zu, seine aus großen Würfeln zusammengesetzte Holzskulptur friert den Moment des Kippens ein. Christoph-Klaus Zernia ahmt mit seiner Installation von "Parkstühle im Wind" die Bewegung eines Blattes im Wind nach.
Das Ehepaar Kessel wagt mit seiner Arbeit "Zeitsprung" die Illusion einer zukünftigen archäologischen Ausgrabung. Außerdem wird Ursula Kessel ein lichtdurchlässiges Banner im Park installieren, das die Bewegungen während der Vernissage festhält. Dieter Rose und Renate Ruck beschäftigen sich beide mit Flügeln. Der Malenter Dieter Rose stellt seine von ihm als Augenflügler bezeichneten Flügelwesen aus, die vor der düsteren Geröllfläche am Haus des Kurgastes leuchten. Renate Ruck gestaltet ein Windspiel aus roten Flügeln, welches sich in den Wipfeln der Bäume im Wind wiegt.
Neue Sichtweisen ermöglichen Sonnenlichtprojektionen
Dörte Rathje scheint mit "Vorherrschende Westwinde" schweres Metall mühelos zu verformen. Michael Ernst wird mit einer großen kinetischen Skulptur vertreten sein, welche durch ihre Klarheit besticht. Verspielter dagegen zeigen sich die "Bass- und Violinschlüssel" von Roswitha Geyer. Der Blick durch "Ein Stück Blau" von Renate Schürmeyer lässt den Kurpark wie in einer Unterwasserwelt erscheinen.
Neue Sichtweisen ermöglichen auch die Sonnenlichtprojektionen von Karin Mohrdieck und die Säuleninstallation von Hildegard Grenzemann-Spiller. Heinrich Meyer fasziniert mit seinen Steinskulpturen, die den Einfluss von Bewegung und vergehender Zeit demonstrieren. Die "Illuminationen" von Peter Döhle beleuchten das Zusammenspiel von Licht und Bewegung.
Haarig wird es bei Ingrid Grießer, die mit ihren Kleidern aus Eigenhaar Bewegungsprozesse am Menschen verdeutlicht. Die Künstlerin wird zusätzlich die marode Steganlage einspinnen. Peter Penzek wird sich sogar ins Wasser trauen, um seine beweglichen Objekte zu montieren. Einen anmutigen Beitrag zum Thema Bewegung liefert Marita Roßlenbroich. Ihr Objekt "Lunaria" zeigt Silberlinge hinter einer Plexiglasscheibe, denen der Betrachter beim Zerfallsprozess zuschauen kann. Zart ist auch das Objekt von Aljoscha, das an das gigantische Wachstum einer Zellformation erinnert.
Schüler können sich in Malerei und Bewegung ausprobieren
Damit Besucher selbst künstlerisch aktiv werden können, werden mehrere Workshops angeboten: Ein Druckworkshop mit Susan Walke, Papierschöpfen mit der Koreanerin Young Ja Bang-Cho und "Aktionscollagen" aus Holz mit Franz Betz. Schülern gibt Anne-Mari Jakobson aus Estland die Möglichkeit, sich in Malerei und Bewegung auszuprobieren. Ebenfalls in Bewegung kommen die Teilnehmer beim Workshop von Anna Brunner-Mocka, der sich mit dem japanischen Ausdruckstanz Butoh und begleitender Malerei beschäftigt. Vielseitig interessant zu werden versprechen Workshops von Christoph-Klaus Zernia zum Thema Luft- und Wasserobjekte.
Um sich schließlich dem Thema Bewegung in der Kunst theoretisch zu nähern, wird Jens Peter Mardersteig eine Diskussion leiten, die sich mit dem Hintergrund der Ausstellung und den gezeigten Objekten auseinandersetzt.