Kölner Stadt-Anzeiger
„OFFENE ATELIERS”
Von Gisela Schwarz, 18.10.09
Einmal sehen, wo und wie Künstler arbeiten - das konnten Kunstinteressierte im Rahmen der Aktion "Offene Ateliers". Zahlreiche bergische Künstler öffneten ihre Werkstatt und zeigten, woran sie grade arbeiten.
Viel Trubel herrschte im Atelierhaus 24 im Technologiepark. (Bild: dino)
RHEIN-BERG - Schon vor Beginn der „Offenen Ateliers“, einer Aktion des BBK (Berufsverbandes Bildender Künstler), klopften die ersten Gäste am Samstagmittag bei Martine Dupont an. Sehr erstaunlich, denn erst vor einem Jahr hatte die Keramikkünstlerin gemeinsam mit Viola Cramer im Lindlarer Dorf Kalkofen in einem Stallgebäude ein Atelier eingerichtet. „Ich habe heute Morgen im Supermarkt das Plakat von den Offenen Ateliers entdeckt. Da haben wir kurz entschlossen unsere Wandertour nach Kalkofen verlegt“, erzählte Lore Fußbroich aus Schmitzhöhe-Luttersiefen. Und schon entwarf die Wandergruppe mit Martine Dupont erste Pläne für einen Töpferkurs. „Das fängt ja gut an“, freute sich die Bensberger Künstlerin. „Ich dachte, nach Kalkofen kommt keiner raus.“
Zu entdecken gab es auch für die Kenner allerlei Neues. Zum Beispiel in der Werkstattgalerie von Peter Räderscheidt in Overath-Untereschbach.
Da überraschte die Rösrather Architektin Annette Hügel mit herrlich sinnlichen Menschen- und Paarstudien zum Thema „Selbstvertrauen“ und die Schmuckdesignerin Diane Dille mit skurrilen Schrottobjekten - beides stimmige Pendants zu Räderscheidts Objektkästen.
Vor Gabriele Reicherts und Detlef Weigands Atelier, einer alten Lagerhalle in Rösrath, lockten zwei seltsame Installationen zum näheren Hinsehen. Das Schrottschiff von Reichert dümpelt mit Segeln aus Fasern und einer Ladung bleicher Knochen im Nirgendwo. Wie eine aufs Minimale reduzierte Dinosaurierform wirkte das Acrylobjekt des Düsseldorfer Künstlers Aljoscha. „Wochen- und monatelang baut er mit vielen tausend Acryltropfen diese Objekte auf“, erklärte Detlef Weigand die Arbeit des Künstlerkollegen.
Eine Neuentdeckung für Volker Schmitz aus Köln. Ganz bewusst nahm der Kunstkenner die Gelegenheit für die Atelierbesuche wahr: „Es gibt wirklich neue Dinge zu entdecken, viel individueller als das, was auf dem Kunstmarkt angeboten wird.“ Begeistert diskutierte er mit dem Objektkünstler Detlef Weigand, der das ganze Spannungsfeld zwischen Sinnlichkeit und Sozialkritik in spannungsreiche Collagen umsetzt.
Im Atelierhaus 24 des Technologieparks Bensberg herrschte reges Kommen und Gehen in den Werkstätten der 20 Künstler. Ein Schwelgen in Farben, Formen und auch Leckereien wie Streuselkuchen, den Sabina Henrichs kredenzte. „Die Besucher wundern sich, was hier an Vielfalt und Substanz entstanden“, meinte Künstler Karsten Panzer. Am Sonntag zog die Karawane weiter durch die Ateliers von Mary Bauermeister in Rösrath, Eckhard Alker in Refrath und vielen anderen - genoss weiter die ganze Bandbreite bergischen Kunstschaffens.