2 June 2009: article in "Köln Nachrichten"

Wenn Kunst und Natur eins werden
(js) Ein luftig gestrickter Draht-Harnisch, der aus einem Baum herabhängt. Ein kleines Hausboot, das sich in eine Astgabelung schmiegt. Eine Gliederkette, die sich wie ein Baum in den Himmel schraubt und kleine Wanzen aus PC-Festplatten auf eine endlose Reise schickt. Bäume, deren Äste in Plastikplanen eingehüllt sind, andere, die über Nacht einen Menschennamen erhalten haben. Eine Spiegelglaskugel, die in den Stamm eines jungen Baumes eingeklemmt ist. Mit zwölf neuen Plastiken und Installationen sowie einem kleinen Fest wurde am Pfingstsonntag der 8. Skulpturenpark im Schlosspark Stammheim eröffnet. Hinzukommen erstmals Arbeiten aus dem neuen Projekt „Art Geo Köln“.
Seit 2002 organisiert die Künstlergruppe „KRR Initiative Kultur Raum Rechtsrheinisch“ diese Ausstellungen. Sie erweckte damit den bis dahin verschlafenen und verfallenen Park zu neuem Leben. Bis heute nahmen fast 50 Künstler aus vielen Ländern teil, etwa 50 Skulpturen und Installationen sind ganzjährig zu sehen, etwa ein Dutzend wird durch neue Arbeiten ersetzt. Zu den „Dauergästen“ zählt etwa das Beton-Ehepaar unter einem Portal – eine Hommage des Bildhauers Herbert Labusga an die ehemaligen Schlossbesitzer. Oder Dietrich Oehles Steinstelen, aus denen Schiffe oder Burgen herauswachsen, und die kleine „Versunkene Stadt“ aus Stahl von Kalle Hommelsheim, die immer wieder im Laub untergeht. Nicht alles fällt sofort ins Auge, manches muss entdeckt werden, schmiegt sich an Bäume, verspinnt sich im Laubwerk oder scheint auf den ersten Blick ganz Natur zu sein. Ob etwas gefällt, ist wie immer vor allem – aber nicht nur – Geschmackssache.
Seit vier Jahren wird auch der von CHEMPARK Leverkusen mit insgesamt 4.000 Euro dotierte „Kunstpreis Schlosspark“ verliehen. Preisträger in diesem Jahr sind Aljoscha einer luftigen morphologischen Figur, die jeden Moment loszukrabbeln scheint (3. Platz), Monika Simon mit „Volle Fahrt voraus“, die mit ihren bemannten Bötchen den Verkehr auf dem benachbarten Rhein thematisiert (2.Platz), und als Siegerin Sandy Craus, deren weiches Moosbett „Stilles Versinken“ nicht nur zum (symbolischen) Verweilen in der Landschaft einlädt, sondern auch, so die Jury, an das verschwundene Schloss erinnert. Es war einst im Besitz der Familie Fürstenberg-Stammheim, die im 19. Jahrhundert zu den größten Grundbesitzern in den Rheinlanden und Westfalen gehörte. Gleichzeitig förderte sie die zeitgenössische Kunst. Um 1830 wurde der Park angelegt – etwa so groß wie fünf Fußballplätze. Viele der damals gepflanzten seltenen Bäume haben bis heute überlebt. Nicht so das Schloss, es fiel 1944 Bomben zum Opfer. 1952 erwarb die Bayer AG das Gelände, baute hier ein Altenheim und pflegte den in der Zwischenzeit verwilderten Park. 1983 übernahm die Stadt den Komplex, das Altenheim wurde noch lange als Studentenwohnheim genutzt. Seit vielen Jahren steht es nun leer und verkommt, seine weitere Verwendung ist unklar. Vielleicht findet sich im Rahmen des Wettbewerbs „Wohnen am Strom“ zur Reginale 2010 eine Antwort. Der Park aber wird als Teil einer Parkachse von Köln-Deutz bis Leverkusen erhalten bleiben.
Sie erreichen den Schlosspark Stammheim vom Wiener Platz aus mit den Buslinien 151 und 152 (beide beginnen in Porz-Markt bzw. am Bayerwerk in Leverkusen) bis Haltestelle Friedhof Stammheim, von dort zu Fuß über die Schlossstraße Richtung Rhein. Mit dem Fahrrad ist es ein schöner Ausflug stromabwärts am rechten Rheinufer entlang. Wenn der Fuß-Radweg am Stammheimer Ufer rechts steil abbiegt, können Sie diesem Weg nach oben folgen, über die Stammheimer Hauptstraße vorbei an der Kirche St. Mariä Geburt (ein Besuch lohnt sich), etwa 100 Meter dahinter liegt auf der linken Seite der Eingang zum Schlosspark. Sie können an der Weggabelung aber auch weiter geradeaus am Rhein entlang fahren. Nach rund 300 Metern, wenn die Bebauung endet, führt rechts eine schmale Treppe die Böschung hin auf in den Park.
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